Der Begriff „Reliefgravur" ist nicht ganz eindeutig. Man versteht darunter nicht nur die wirklich „relief", d. h. erhaben ausgeführten Arbeiten, sondern auch alle vertieften Formen und Gesenke, mit denen im Prägeverfahren „Reliefs" entstehen. Das Gebiet der Reliefgravierung ist deshalb auch ungeheuer groß. Es umfaßt außer den Siegeln, die zum unmittelbaren Abdruck bestimmt sind, alle Prägewerkzeuge für Metall, Leder, Pappe, Papier, Zelluloid und was es sonst an prägefähigem Material gibt. Je nach dessen Härte werden die Prägeformen und -platten entweder in Stahl oder in Messing bzw. Gelbbronze ausgeführt.

Neben großer technischer Fertigkeit wird vom Reliefgraveur ein hohes Maß künstlerischen Könnens verlangt. Die Pflege und Beherrschung des körperlichen Formempfindens und die Schulung in der unterschiedlichen Behandlung der Reliefdarstellung ist deshalb für jeden angehenden Reliefgraveur unerläßlich. Neben dem Modellieren in Ton, Plastilin und Wachs empfehlen sich eifrige Übungen in Gips, Holz und Schiefer, die mit entsprechenden Werkzeugen geschnitten werden. Negativ- und Positivschnitte in wechselnder Reihenfolge geben die beste Gelegenheit, die vielen Ausdrucksmöglichkeiten der Reliefdarstellung zu studieren und zu erproben Durch praktische Übungen in Flach- und Hochrelief wird das Gefühl für räumliche Wirkung gestärkt und ausgebaut. Die verschiedenen Herstellungsarten der Reliefs ergeben ebenso viele Ausdrucksformen. Der Übende lernt hierbei das Mittel zu wählen, das für seine jeweilige Aufgabe von größten Nutzen ist.